Bonding – So entsteht die Bindung zwischen Eltern und Kind

Das erste und bedeutendste Geschenk, das du deinem Baby machen kannst, ist das Gefühl, dass es bei dir sicher, geborgen und wichtig ist. Bonding ist der Fachausdruck für dieses Phänomen der frühen Bindung zwischen Kind und Eltern. Menschen, die auf diese Weise eine sichere Bindung zu ihren Bezugspersonen aufbauen konnten, sind damit fürs ganze Leben reich beschenkt und gestärkt. Sie entwickeln durch diese Beziehung Vertrauen in sich selbst und ins Leben.
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Sie haben es leichter als andere, gesund und mit einem stabilen Selbstwertgefühl in die Welt hinauszugehen, bei Schwierigkeiten standfest zu bleiben und gute Beziehungen aufzubauen. Ein Grundgefühl der Sicherheit begleitet sie. Doch wie entsteht diese kostbare Bindung und was kannst du als Elternteil zu dieser tiefen inneren Zuversicht deines Kindes beitragen?

Das erste Lebensgefühl: Sicherheit und Geborgenheit

Wenn dein Kind als erstes Gefühl auf dieser Welt spürt, dass es geborgen und gut aufgehoben ist, entsteht ein tiefes Grundvertrauen. Die ersten wichtigen Bezugspersonen sind wie ein sicherer Hafen, in dem das Kind geschützt, geliebt und beheimatet ist. In den ersten Lebensmonaten trägst und schaukelst du deinen Säugling voller Liebe, du streichelst und ernährst ihn, sorgst für Wärme und Schutz, für Sinnesanregungen und für emotionalen Kontakt. Dabei entwickelst du eine feinfühlige Wahrnehmung für all die Signale, die dein kleiner Sprössling aussendet und du reagierst direkt auf die Zeichen von Hunger oder Unwohlsein. Du tust alles dafür, dass sich dein Kind wohlfühlt. Dein Baby wiederum entwickelt dadurch, dass seine lebenswichtigen Bedürfnisse nach Nahrung und Nähe prompt befriedigt werden, eine große Zuversicht und ein grundlegendes Vertrauen ins Leben.

Immer wieder in den sicheren Hafen zurückkehren dürfen

In der Zeit der ersten gemeinsamen Monate ist die körperliche Nähe und der Bezug zwischen Mutter, Vater und Kind am größten. Doch auch dann, wenn sich dein Baby langsam immer stärker für die Welt um sich herum interessiert, wirst du als die wichtigste Bezugsperson und sicherer Heimathafen fungieren. Kinder müssen losziehen dürfen, aber sie brauchen genauso dringend die Gewissheit, immer wieder zum Ort der Sicherheit zurückkehren zu dürfen. Schon in der Phase, in der dein Kind anfängt, auf dem Fußboden zu robben und alle Gegenstände in der Umgebung zu untersuchen, wirst du deine Arme öffnen und die Geborgenheit anbieten, in die dein Kleines nach der Erforschung der Welt immer wieder zurückkehren kann. Auch später, wenn dein Kind die ersten Schritte geht, neugierig und interessiert die Welt begutachtet und sich vielleicht auch mal schmerzhaft stößt oder hinfällt, bist du da, um es liebevoll aufzunehmen oder zu trösten.

Sicher in die Welt hinausgehen

So entwickelt sich die gesunde Bindungsbeziehung weiter, bis dein Kind mutig immer größere Kreise in die Welt hinaus zieht. Wenn es in der Kindheit die Erfahrung gemacht hat, dass es sich in jeder Lebenslage der stabilen Bindung zu seinen Eltern sicher sein kann, wird es nach und nach lernen, sich aufmerksam und selbstbewusst der Welt zu stellen. Es durfte nämlich die wohltuende Bindung so oft und so ausgiebig spüren, dass es dieses Grundgefühl der Geborgenheit gewissermaßen in sich trägt und mit ins Leben hinausnimmt.

Der Beziehungsaufbau zwischen Eltern und Kind beginnt schon in der Schwangerschaft

Wenn du als werdende Mutter zum ersten Mal die Bewegungen deines Kindes in deinem Leib wahrnimmst, bist du wahrscheinlich zutiefst gerührt. Das überwältigende Gefühl, ein kleines Wesen in sich zu spüren und sein langsames Wachsen zu erleben, wird von vielen Frauen als unvergleichlich intensiv beschrieben. Viele Frauen und Paare nehmen schon in der Schwangerschaft Kontakt zu ihrem Baby auf. Den Bauch streicheln, Schlaflieder summen, dem Kind im Mutterleib zärtliche Worte zuflüstern, all diese Interaktionen gehören zur Startphase der ganz besonderen und ungemein wichtigen Beziehung zwischen Eltern und Kind. 

Doch auch das Baby, das ja im Uterus noch nichts von der Welt wissen kann, meldet sich auf seine Weise zu Wort. Manche Ungeborenen strampeln heftig, in vielen Fällen können werdende Mütter diese körperlichen Aktivitäten sogar direkt auf bestimmte Situationen zurückführen. So weiß man inzwischen, dass das Kind im Mutterleib spätestens in den letzten zwei Schwangerschaftsmonaten Geräusche hört, sodass ihm die Stimmen von Mutter und Vater, ihr Lachen und ihr Singen vertraut werden. So entsteht schon im Lauf der letzten Schwangerschaftswochen zunehmend ein Austausch von Signalen. Der gemeinsame Aufbau der Bindung hat schon lange vor der Geburt begonnen. 

Dein Baby trägt von Anfang an seinen Teil zur Bindungsentwicklung bei

Nach der Geburt setzt sich diese Entwicklung der Bindungsbeziehung fort. Wenn du dein Baby zum ersten Mal siehst, bist du, wie vermutlich die meisten Eltern in dieser Situation, überwältigt und berührt. Das schutzbedürftige kleine Wesen weckt in dir Fürsorge und Zärtlichkeit. Schon in den ersten Lebenswochen beginnt es, Kontakt zu dir aufzunehmen, dich mit den Augen zu fixieren, dich anzulächeln, mit den Fingerchen zu klammern und mit einem Bewegungssturm von Strampeln und Zappeln auf dich zu reagieren.

Die Bindung entwickelt sich nach einem individuellen Rhythmus

Das fundamentale Geschehen des Bondings geschieht in einem sehr persönlichen Prozess. Nicht bei allen Müttern stellt sich die tiefe Verbundenheit zum Baby sofort nach der Geburt ein. Oft braucht es auch Zeit und Geduld, bis die neue Rolle und die körperlichen, psychischen und sozialen Veränderungen eingespielt sind. Die Eltern-Kind-Beziehung muss genauso wachsen wie andere Beziehungen auch. Kein Baby gleicht dem anderen, die ganz eigene Persönlichkeit des kleinen Erdenbürgers will wahrgenommen und beachtet werden. Dieser Prozess kostet oft Kraft und Energie und bedeutet naturgemäß nicht immer nur eitel Sonnenschein. Wichtig ist dann, dass du dir von außen Unterstützung holst und dir immer wieder kurze Auszeiten zum Entspannen gönnst.

6 wichtige Elemente für das Bonding

1. Stillen stärkt die Bindung

Wenn du stillst, entsteht regelmäßiger und intensiver Körperkontakt. Dabei wird das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet, welches zur Empfindung von Glücksgefühlen beiträgt. Doch auch wenn du nicht stillst, gibt es genügend Möglichkeiten, diese beglückende körperliche Nähe zu deinem Baby herzustellen. Der vertraute Geruch, den das Baby beim engen Körperkontakt und Schmusen wahrnimmt, fördert sein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.

2. Blickkontakt von Mensch zu Mensch

Dein Kind beginnt schon sehr früh, dich mit den Augen zu fixieren. Suche beim Tragen, Kuscheln und Streicheln so oft wie möglich den Blickkontakt, am besten im Abstand von 30 – 40 cm.

3. Deine Stimme klingt vertraut

Sprich oft mit deinem Kind. Es kennt deine Sprachmelodie und fühlt sich durch die vertrauten Geräusche geborgen. Wiegenlieder beruhigen und hüllen das Kind gewissermaßen in zärtliche Geräusche ein.

4. Berührungen, Hautkontakt und Babymassage tun gut

Hautkontakt ist eine der wichtigsten Sprachen im Säuglingsalter. Dieser besondere Körperkontakt auf der nackten Haut ist in der frühen Kindheit ungemein wichtig. Wenn du dein Kind zart massierst, spürt es deine achtsame Wahrnehmung und fühlt sich wohl. Wichtig ist dabei immer, dass du für die Massage auf einen wohlig warmen Raum achtest.

5. Tragen schafft Nähe und regt die Körperfunktionen an

Wenn du dein Baby trägst, spürt es auf angenehme und eindrückliche Art Nähe und Gehaltensein. Schon etwa ab der 16. Lebenswoche darfst du deinen Säugling auch immer wieder vorsichtig in eine andere Körperhaltung bringen. Dadurch regst du nebenbei seine körperlichen Aktivitäten, seine Muskel- und seine Gehirnentwicklung an.

6. Achtsames Wahrnehmen

Beobachte deinen Sprössling und nimm wahr, was er schon alles kann. Am Anfang sind das oft winzige Details, die aber beim Baby zu einem Gefühl der Selbstwirksamkeit beitragen. So können Säuglinge schon sehr bald geeignete Gegenstände fest umklammern oder mit ihren Füßchen gegen einen Widerstand drücken, den du ihm beispielsweise mit deiner Handfläche bietest. Genau solche winzigen Eigenaktionen verschaffen dem kleinen Menschen eine tiefe Befriedigung.

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