Ist die Sechsfachimpfung beim Säugling wirklich nötig?

Die Sechsfachimpfung ist bei jungen Eltern nicht unumstritten. Der Grund: Gelegentlich werden nach der Impfung sehr heftige Nebenwirkungen beobachtet. Viele Eltern fragen sich deshalb besorgt, ob diese Impfung wirklich notwendig ist und ob die Belastung durch die Impfstoffe nicht zu viel für den kleinen Körper des Säuglings ist. Denn nach der Empfehlung der ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts soll die Sechsfachimpfung beim Säugling bereits im dritten Lebensmonat durchgeführt werden.

Warum? Weil Babys nach zwei Monaten die Leihimmunität der Mutter verlieren, den sogenannten Nestschutz. Das bedeutet, dass der Körper des Kindes nun auf sich allein gestellt ist, wenn es darum geht, Schadstoffe und Krankheitserreger abzuwehren. 

Was ist die Sechsfachimpfung?

Bei der Sechsfachimpfung handelt es sich um eine sogenannte Kombinationsimpfung, bei der mehrere Teilimpfungen zusammengefasst werden. Dadurch wollen Mediziner die Zahl der Injektionen insgesamt möglichst gering halten. Bei der Sechsfachimpfung werden dem Säugling Totimpfstoffe injiziert, die sich im kleinen Körper nicht vermehren können. Schützen soll die Sechsfachimpfung gegen folgende Krankheiten:

Tetanus oder Wundstarrkrampf

Der Tetanus-Impfstoff in der Sechsfachimpfung ist für den Säugling ein Schutz vor dem Bakterium Clostridium tetani, das die Infektionskrankheit Wundstarrkrampf verursacht, die in vielen Fällen tödlich verläuft. Das Bakterium befindet sich vorwiegend im Erdreich und gelangt durch offene Wunden in den Körper. Weil die Tetanusimpfung seit den frühen 1980er Jahren durchgeführt wird, konnte die Zahl der Wundstarrkrampf-Fälle in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts auf weniger als 20 pro Jahr gesenkt werden. 

Diphtherie

Bei der Diphtherie handelt es sich um eine ansteckende Infektionskrankheit, welche durch eine Infektion der Atemwege mit dem Bakterium Corynebacterium diphtheriae hervorgerufen wird. Gefährlich ist diese Erkrankung für die Patienten insofern, als dass das Bakterium Gifte ausscheidet, welche zu einer Entzündung des Herzmuskels führen können. In Westeuropa tritt Diphtherie zwar nur noch selten auf, wohingegen die Krankheit in Osteuropa aber noch relativ weit verbreitet ist. Ohne die konsequente Durchimpfung besteht daher die Gefahr, dass sie sich auch in Westeuropa erneut ausbreitet. 

Keuchhusten

Diese hochansteckende Infektionskrankheit wird durch die beiden Bakterien Bordetella pertussis oder Bortadetella parapertussis verursacht. Keuchhusten kann Entzündungen in Lunge oder Gehirn, im Extremfall sogar einen Atemstillstand zur Folge haben. Nachdem zu Beginn der 1990er Jahre der Impfstoff gegen Keuchhusten eingeführt wurde, konnte die Zahl der Behandlungen im Krankenhaus um 75 Prozent gesenkt werden.

Polio oder Kinderlähmung

Bei Polio – auch bekannt als Kinderlähmung – handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die von Viren ausgelöst wird. Das Virus greift die Nervenzellen an, welche im Rückenmark für die Steuerung der Muskeln verantwortlich sind. Dadurch kann es zu typischen Lähmungserscheinungen und bleibenden Schäden kommen. Zwar ist Polio in Europa nahezu ausgestorben, jedoch sind die auslösenden Viren in Asien und Afrika noch äußerst weit verbreitet.

HIB (Haemophilus influenzae)

Entzündungen im Nasen-Rachenraum werden vom Haemophilus influenzae B-Keim ebenso verursacht wie Lungen- und Mittelohrentzündungen. Ein Großteil der Hirnhautentzündungen bei Säuglingen wurde ebenfalls von diesem 

Erreger verursacht, bevor der Impfschutz eingeführt wurde. Weil einige Stämme des Keims inzwischen eine Resistenz gegen Antibiotika entwickelt haben, bietet die Impfung den sichersten Schutz vor einer Infektion. 

Hepatitis B

Dabei handelt es sich um eine Infektionskrankheit der Leber, die weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten gehört. Ausgelöst wird die Krankheit durch das Hepatitis B-Virus, welches durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen wird. In bis zu zehn Prozent der Fälle kann die Krankheit einen chronischen Verlauf nehmen, was für Säuglinge besonders verhängnisvoll ist. Denn eine chronische Hepatitis B-Erkrankung im Kindesalter erhöht die Wahrscheinlichkeit auf ernsthafte Leberschäden erheblich.

Wann soll die Sechsfachimpfung beim Säugling verabreicht werden?

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, die Sechsfachimpfung auf vier Teilimpfungen aufzuteilen, die zwischen dem zweiten und dem 14. Lebensmonat verabreicht werden. Die ersten drei Impfungen sollten mit einem mindestens vierwöchigen Abstand verabreicht werden, während bis zur vierten Impfung sechs Monate verstreichen sollten. Darüber hinaus sollte in späteren Lebensjahren eine regelmäßige Auffrischung des Impfschutzes erfolgen. Bei Kindern erfolgt dies üblicherweise zwischen dem 6. und 7. sowie zwischen dem 10. und 18. Lebensjahr. Erwachsene sollten den Impfschutz in einem zehnjährigen Turnus auffrischen.

Nicht geimpft werden sollte, wenn der Säugling an einem akuten Infekt leidet, der behandelt werden muss. In diesem Fall sollte die Impfung nicht vor Ablauf von zwei Wochen nach vollständiger Genesung durchgeführt werden. Kommt es zu starken Impfreaktionen oder ist eine Unverträglichkeit gegen einen der Impfstoffe bekannt, sollte der Kinderarzt zu einem alternativen Impfstoff greifen.

Hat die Sechsfachimpfung bei Säuglingen Nebenwirkungen?

Obwohl die Sechsfachimpfung als sehr gut verträglich gilt, können dennoch unangenehme Begleiterscheinungen nach der Impfung auftreten. So kann es innerhalb von drei Tagen nach der Impfung zu Rötungen, Schwellungen und einer Berührungsempfindlichkeit an der Einstichstelle kommen. Vor allem Schwellungen können nach der Auffrischungs-Impfung stärker ausfallen. Diese Begleiterscheinungen bilden sich jedoch üblicherweise schnell wieder zurück.

Weiterhin kann es innerhalb der ersten drei Tage nach der Impfung zu grippeähnlichen Symptomen, Beschwerden im Magen-Darm-Trakt oder einer leichten bis mäßigen Erhöhung der Körpertemperatur kommen. In seltenen Fällen kann der Säugling auch unter Fieber leiden. Auch diese Symptome klingen rasch und ohne weitere Folgen ab. Zu den Komplikationen können auch allergische Reaktionen gehören. In diesen Fällen muss für die Auffrischungen zu einem anderen Impfstoff gegriffen werden. In Einzelfällen kann kurzzeitig außerdem eine Hypoton Hyporesponsive Episode auftreten. Hierbei ist der Säugling nicht ansprechbar und hat einen schlaffen Muskeltonus. Auch wenn dieser Zustand schnell vorüber geht, kann in diesem Fall eine Konsultation beim Kinderarzt nicht schaden.

Einige besorgte Eltern bringen die Sechsfachimpfung oft mit dem plötzlichen Kindstod in Verbindung, da dieser in einem Drittel der Fälle zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensmonat einsetzt. Diese Bedenken sind allerdings grundlos, wie die TOKEN-Studie des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2011 bestätigt. Hier konnten die Mediziner anhand der Untersuchung von 254 Fällen, die sich zwischen 2005 und 2008 in Deutschland ereignet hatten, nachweisen, dass keinerlei Zusammenhang zwischen Impfung und plötzlichem Kindstod besteht. 

Obwohl diese Datenlage als gesichert gilt, sind die Bedenken vieler Eltern gegen die Impfung nach wie vor groß. Umso wichtiger ist die gute Aufklärung durch den Arzt vor der Impfung. Wenn du dich schlecht beraten fühlst, kannst du natürlich auch jederzeit eine zweite Meinung einholen und dir anderweitig Informationen beschaffen, etwa durch den Austausch mit anderen Eltern. 

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