In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über das KiSS-Syndrom, wie du es bei deinem Baby erkennen kannst, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und warum es sich um eine umstrittene Diagnose handelt.
Was ist das KiSS Syndrom?
Der Begriff KiSS steht für Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störungen beschreibt eine Fehlstellung der ersten beiden Kopfgelenke bzw. Halswirbel (Atlas und Axis). Dies kann nach Ansicht von Ärzten bei Babys und Kleinkindern zu schmerzhaften Verspannungen im Kopfgelenk führen. Das Kopfgelenk besteht aus mehreren miteinander verbundenen Wirbeln und verbindet den Hinterkopf mit der Wirbelsäule. Geprägt wurde die Bezeichnung in den 1990er-Jahren vom damaligen Chirurgen und Manualmedizinier Heiner Biedermann.
Normalerweise verläuft die Wirbelsäule gerade vom Steißbein bis zum Schädel. Im Zusammenhang mit dem KiSS-Syndrom knicken Babys jedoch den Kopf nach links oder rechts ab, wodurch die Symmetrie unterbrochen wird. Manchmal kann auch eine starke Überstreckung des Kopfes nach hinten beobachtet werden, ohne dass er zur Seite geneigt ist. Dies wird dann als KiSS II bezeichnet.
Nur weil dein Baby gelegentlich diese Haltung einnimmt, bedeutet das nicht unbedingt, dass es am KiSS-Syndrom leidet. Wenn dein Baby schreit und dabei den Kopf ständig schief hält sowie Schwierigkeiten hat, aus dieser Position herauszufinden, solltest du deine Hebamme oder einen Kinderarzt um Rat bitten.
Beim KiSS-Syndrom handelt es sich also um keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern eine Fehlstellung des Kopfgelenks bei Neugeborenen. Diese kann durch geeignete Therapie behandelt werden oder kann sich in einigen Fällen von selbst regulieren.
Umstritten und kontrovers: KiSS-Diagnose
Die Ursachen und Existenz des KiSS-Syndroms werden kontrovers diskutiert. Kritiker argumentieren, dass die oben beschriebenen Symptome bei Säuglingen weit verbreitet und nicht eindeutig sind. Dies hat zur Folge, dass sie auf eine große Anzahl von Neugeborenen zutreffen, ohne dass eine zugrunde liegende Störung vorliegt. Vor allem der schnelle Einsatz einer Röntgenuntersuchung stößt hier auf heftigen Widerstand, da sie eine (in den meisten Fällen) unnötige Strahlenbelastung darstellt.
Viele sind sogar der Meinung, dass KiSS nur ein vorübergehendes Phänomen ist. Eine Korrektur der empfindlichen Halswirbelsäule von Säuglingen ist ihrer Auffassung nach nicht angebracht. Sie stehen der Diagnose skeptisch gegenüber, denn wissenschaftlich anerkannten Studien gibt es nicht, die die Existenz der Störung oder die Wirksamkeit der Therapiemethoden belegen.
Es sei nicht erwiesen, dass zwischen dem KiSS-Syndrom und anderen Beschwerden ein kausaler Zusammenhang bestehe. Ob Kinder mit unbehandeltem KiSS-Syndrom tatsächlich Verhaltensauffälligkeiten und motorische Defizite zeigen, ist daher ebenso umstritten wie dessen tatsächliche Existenz bei Säuglingen und Kleinkindern.
KiSS Sydrom: Typische Symptome
Das KiSS-Syndrom ist eine Fehlhaltung des Kopfes, die sich bei Neugeborenen nach der Geburt einstellen kann. Es kann sich in den ersten Tagen nach der Entbindung zeigen, aber auch erst im zweiten Lebensmonat sichtbar werden. Eine schiefe Haltung und Überstrecken des Kopfes sowie Auffälligkeiten in der Körperhaltung ist eines der möglichen Anzeichen
Mögliche Beschwerden im Überblick
- auffallende Schlafhaltung
- Druckempfindlichkeit im Nacken
- Durchfall oder Verstopfung
- einseitiger Abrieb der Haare
- Sichelfuß
- Schlafstörungen
- Spitzfuß
- Auffälligkeiten beim Stillen* / Füttern
- Entwicklungs
Weitere Symptome können Sichelfuß oder Spitzfuß, Schlafstörungen, Druckempfindlichkeit im Nacken, Durchfall oder Verstopfung, Schwierigkeiten beim Stillen* oder Füttern, eine ungewöhnliche Haltung im Schlaf oder einseitiger Abrieb der Haare sein. Sollte eines dieser Beschwerden im Zusammenhang mit einer Schiefstellung des Kopfes beobachtet werden, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.
Einige Mediziner sind sogar der Meinung, dass ein unbehandeltes KiSS-Syndrom Gefahren für die Entwicklung und Gesundheit des Kindes birgt. Diese umfassen möglicherweise Kopfverformung, Probleme bei der Reifung der Hüfte, Verschiebung der Gesichtszüge, Haltungsschwäche, Koordinationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen oder Migräne, motorische und vokale Tics, Sprachschwierigkeiten, Wahrnehmungsstörungen, auffälliges soziales Verhalten, Frustration, Reizbarkeit, Ungeduld oder Aggressivität und Lernschwierigkeiten im Schulkindalter. Diese Symptome werden unter dem Begriff KiDD-Syndrom – Kopfgelenk-induzierte Dyspraxie und Dysgnosie – zusammengefasst.
Angebliche Spätfolgen
- Aggressivität
- Frustration
- Haltungsschwäche
- Kopfverformung
- Störung der Koordination (z.B. beim Fahrradfahren oder Balancieren)
- Kopfschmerzen oder Migräne
- Lernschwierigkeiten im Schulkindalter
- motorische und vokale Tics
- Hüftprobleme
- Reizbarkeit
- Sprachschwierigkeiten
- Verschiebung der Gesichtszüge
- Wahrnehmungsstörungen
- auffälliges soziales Verhalten
- Ungeduld
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die späteren Folgen des KiSS-Syndroms bisher nicht wissenschaftlich belegt sind und lediglich auf Beobachtungen und Erfahrungen einiger Ärzte und Heilpraktiker beruhen.
KiSS-Syndrom: Mögliche Ursachen
Die Geburt ist für die Frau und das Kind mit körperlicher Belastung verbunden. Um zu bestimmen, ob ein KiSS-Syndrom vorliegt, werden Mütter daher häufig nach dem Geburtsverlauf befragt, bevor eine mögliche Behandlung begonnen wird. Es wird angenommen, dass folgende Faktoren diese Erkrankung beeinflussen können:
- Länge und Intensität des Wehenverlaufs
- Art der Geburt (vaginal oder Kaiserschnitt)
- Größe und Lage des Babys im Uterus
- Verwendung von Geburtshilfsmitteln (z.B. ob eine Saugglocke oder Zange eingesetzt wurde)
- Mutteralter und -gewicht
- Vorgeschichte von Beckenbodenproblemen
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht immer ein direkter Zusammenhang zwischen den genannten Faktoren und dem Auftreten der Symmetriestörungen besteht. Jede Frau reagiert unterschiedlich auf den Geburtsprozess und nicht jeder Aspekt ist bei jedem Fall ausschlaggebend.
Behandlung des KiSS-Syndroms
Es existieren diverse Therapien, die betroffene Kinder von ihren Schmerzen befreien sollen. Gemeinsamer Ausgangspunkt für die Behandlung durch einen Manualtherapeuten ist dabei die Korrektur der verschobenen Kopfgelenke im Halswirbelbereich, um die dadurch entstandenen Blockaden zu lösen. Die bekanntesten Behandlungsmethoden sind dabei:
Atlastherapie (nach Arlen)
Wie der Begriff bereits vermuten lässt, konzentriert sich dieser Therapieansatz auf die Behandlung des Atlaswirbels. Hierfür führt der behandelnde Therapeut einen schnellen, aber präzisen Druckimpuls in Richtung des Gelenks aus. Dieser soll das Atlasgelenk wieder in seine korrekte Position verhelfen. Die Behandlung dauert nach vorheriger Begutachtung und Einschätzung des Kindes nur wenige Sekunden.
HIO
Anders als bei der Atlastherapie wird hier mit einem wesentlich stärkeren Druckimpuls auf den Atlasquervorsatz verfahren. Auch bei Haio bleibt das Ziel, die Fehlstellung der Halswirbel durch gezielten Druck zu korrigieren. Die Methode sollte nur von seriösen Therapeuten und Kinderärzten ausgeübt werden. Die Behandlung dauert in der Regel nur wenige Minuten und ist innerhalb von zwei Sitzungen abgeschlossen. Die Abkürzung HIO steht dabei für den englischen Begriff hole in one (dt. eingelocht mit nur einem Versuch).
Therapie nach Biedermann (modifizierte Behandlung nach Dr. Gutmann)
Hierbei werden alle Gelenke der oberen Halswirbelsäule von der Schädelbasis bis C3, behandelt. Die Stimulation erfolgt im Wesentlichen dreidimensional, d.h. es werden nicht nur die Abweichungen von links nach rechts und von vorne nach hinten berücksichtigt, sondern auch die Rotationsabweichungen der betroffenen Wirbel. So können alle potenziellen Fehlstellungen zielgerichtet behandelt werden.
Craniosacrale Therapie
Die osteopathische Behandlung mithilfe der craniosacralen Therapie hat ebenfalls zum Ziel, die Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung zu korrigieren und einhergehende Bewegungseinschränkungen zu beheben. Hierbei wird laut Osteopathen lediglich mit sanften Druck auf die betroffenen Stellen gearbeitet, was Einschränkungen und Blocken lösen und die Selbstheilungskräfte des Immunsystems anregen soll.
Zusammenfassung
Das KiSS-Syndrom beschreibt eine Fehlstellung der Kopfwirbel bei Babys und Kleinkindern. Es kann zu schmerzhaften Verspannungen führen und ist häufig auf den Geburtsverlauf zurückzuführen. Eine Fehlhaltung lässt sich oft schon einige Tage nach der Entbindung feststellen. Sie kann je nach Alter des Kindes und dem Schweregrad der Fehlhaltung mit einer Physiotherapie, manueller Therapie, gezielter Krankengymnastik oder speziellen Schienen behandelt werden.
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Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen wurden aus öffentlich zugänglichen Quellen zusammengestellt. Die hier gegebenen Ratschläge und Informationen sind nicht dazu bestimmt, die medizinische Versorgung durch qualifiziertes Gesundheitspersonal zu ersetzen. Bitte kontaktieren Sie immer Ihren Arzt für eine professionelle Diagnose und Behandlung.