Meilensteine: Dein Kind lernt zu sprechen

Wenn dein Baby zum ersten Mal „Mama“ oder „Papa“ sagt, ist das ein großer Moment. Sicher fieberst du schon darauf hin und kannst es kaum erwarten, die ersten Wortlaute von deinem Kind zu hören. Doch bis dahin ist etwas Geduld gefragt, denn die meisten Kinder sprechen ihr erstes bewusstes Wort etwa mit einem Jahr. Alles, was vorher passiert, die niedlichen Babylaute, der Singsang, das Plappern und Lallen, dient der Vorbereitung auf die Fähigkeit, sprechen zu lernen. Hier erfährst du, wie sich die Sprachentwicklung deines Babys Schritt für Schritt aufbaut.

Die ersten Monate deines Babys: Lautbildung zur Verständigung

Ehe deinem Kind die ersten Worte über die Lippen kommen, wird es sich durch Lautbildungen verständlich machen wollen. Dein Säugling fängt damit bereits in den ersten Lebensmonaten an. Müdigkeit, Schmerz, Hunger oder andere Bedürfnisse werden schon sehr früh durch Schreien, Wimmern oder Glucksen kommuniziert.

Babysprache: Der Ton macht die Musik

Der Großteil der Mütter erkennt bereits am Tonfall des Schreiens, welches Bedürfnis ihr Baby mitteilen möchte. So entwickelt das Kleine sehr schnell eine Vielzahl an Geräuschen in seiner eigenen Babysprache. Fällt die Reaktion der Eltern auf den jeweiligen Laut für das Kind wünschenswert aus, wird es das Geräusch, das ihm zur Bedürfnisbefriedigung verholfen hat, in der Folge wiederholen. Somit sind Baby und Eltern bald ein eingespieltes Team, das sich auch ohne große Worte miteinander verständigen kann. Doch mach dir keine Sorgen, wenn du einmal nicht genau weißt, was dein Baby gerade braucht. Das ist völlig normal, denn es kann nun mal nicht genau erklären, was ihm gerade fehlt. In diesem Fall hilft dir dein Mutter- oder Vaterinstinkt weiter. Tröste dein Kind und sorge dafür, dass die Grundbedürfnisse wie Nahrung, frische Windel*, ausreichend Schlaf, Wärme, Nähe usw. gestillt sind. Dann kommt es sicher irgendwann zur Ruhe.

Nach sechs Monaten: Das Baby beginnt zu brabbeln

Im Alter von vier bis sechs Monaten wird dein Baby auf seine Art damit beginnen zu brabbeln. Es entdeckt auf spielerische Weise Schnalzgeräusche, experimentiert mit verschiedenen Lauten und beginnt damit, am »Lautstärkeregler« seiner Stimme zu drehen.

Zwar ergeben die willkürlich aneinandergereihten Laute beim Baby noch keinen wirklichen Sinn, jedoch stört dies die Eltern in der Regel nicht weiter. Im Gegenteil: Verzückt von dem neuen Können ihres Kindes lauschen Mütter und Väter oft hingebungsvoll, was ihr Kleines ihnen „zu sagen“ hat. Mit etwas Fantasie kann man tatsächlich bei dem einen oder anderen Brabbellaut der Babysprache eine sprachliche Absicht vermuten. 

Was du dabei nicht vergessen darfst: Kinder in einem Alter von etwa einem halben Jahr hören bereits aufmerksam zu und ahmen eifrig nach, auch wenn dabei in der Regel lediglich Wiederholungen von Silben auftreten, die willkürlich aneinandergereiht sind. Das Ergebnis ist das berühmte „Dadada“ – die Fachwelt nennt dies übrigens nicht Babysprache, sondern „kanonisches Lallen“. 

Nach einem Jahr: Was wird das erste Wort sein?

Gespannt dürfen Eltern sein, wenn das Kind seinen ersten Geburtstag gefeiert hat. Dann ist das erste bewusst gesprochene Wort des Kleinkindes in der Regel nicht mehr weit entfernt. Besonders einfach für Kinder sind am Anfang natürlich Worte, die aus denselben Silben bestehen, wie etwa die Klassiker „Papa“ oder „Mama“. Die Freude der Eltern über das erste Wort des Kindes wird es umso mehr motivieren, weitere Wörter zu lernen. Insofern machst du deinem Kind eine große Freude, wenn du die Wörter, die es bereits kennt, immer wieder gemeinsam mit ihm übst und trainierst. Kinder lieben Wiederholungen und entwickeln dabei ganz von allein den Wunsch, aufbauend auf dem vorhandenen Wortschatz neue Wörter und Silben auszuprobieren.

Mit 1,5 bis 2 Jahren: Der Wortschatz wächst explosionsartig

Mit 1,5 bis 2 Jahren lernt dein Kind durchschnittlich ein Dutzend Wörter und mehr pro Tag. Der Wortschatz deines Kleinen erweitert sich zunächst um verschiedene Substantive und nach und nach werden die ersten kleinen Sätze, bestehend aus zwei Worten, folgen. »Bär müde« oder »Papa kommen« können Beispiele für die ersten Mini-Sätze deines Kleinkindes sein. Typische Babysprache wird immer seltener auftreten. 

In einem Alter von etwa zwei Jahren lernen Kinder, sich selbst als Person wahrzunehmen und in ihre Sätze zu integrieren. Entsprechend werden Fürwörter und Possessivpronomen den Wortschatz deines Kindes erweitern. Wenn dein Sprössling seinen Unmut über einen leeren Magen mit den Worten „Ich habe Hunger“ zum Ausdruck bringt, weißt du nicht nur, dass dein Kind „Kohldampf schiebt“, sondern auch, dass es sich sprachlich auf einem guten Weg befindet. 

Mit drei Jahren: Richtige Unterhaltungen sind möglich

Ab einem Alter von etwa drei Jahren fällt deinem Kind eine fließende Unterhaltung nicht mehr allzu schwer. Babysprache ist spätestens ab diesem Zeitpunkt endgültig Geschichte. Ab diesem Alter können Kinder gezielt Fragen beantworten, selbst Fragen stellen und vergleichsweise komplexe Satzgebilde verstehen. Zudem erkennen sie ab diesem Alter, wie sich verschiedene Satzbetonungen nutzen lassen, um ein Bedürfnis oder einen Gefühlszustand angemessen auszudrücken.

Bei Sprachproblemen zum Kinderarzt?

Diese angegebene Chronologie der Sprachentwicklung ist natürlich als Paradebeispiel zu verstehen. Bei jedem Kind können die einzelnen Episoden der Sprachentwicklung langsamer oder schneller vonstattengehen. Während die einen Kinder mit zwölf Monaten bereits wild in Babysprache reden, sind andere Kinder mit zwei Jahren noch recht ruhige Gesellen. Als Eltern solltet ihr Geduld mit eurem Kind haben und ihm die Chance geben, das Sprechen gemäß seiner eigenen Geschwindigkeit zu lernen. 

In manchen Fällen kann jedoch der Gang zum Kinderarzt unvermeidlich sein. Wenn das Kind beispielsweise bereits im Säuglingsalter Hörschäden haben sollte, kann dies dazu führen, dass es Worte seiner Umgebung gar nicht oder nur unzureichend versteht. In diesem Fall kann es die Worte seiner Umgebung nicht richtig wahrnehmen, was ihm das spielerische Nachahmen nahezu unmöglich macht. Dies verlangsamt die Sprachentwicklung des Kindes deutlich. 

Die gute Nachricht für alle besorgten Eltern: Bei rechtzeitiger Hilfe können Kinder Verzögerungen bei der Sprachentwicklung sehr schnell wieder aufholen. 

Übrigens: Auch wenn dein Kind stottert, heißt das nicht automatisch, dass es lebenslang mit diesem sprachlichen Defizit fertig werden muss. In manchen Fällen sind die Kleinen so aufgeregt, wenn sie etwas erzählen möchten, dass ihr Mund die Worte nicht so schnell sprechen kann, wie ihr Kopf sie produziert. Experten raten, dass Eltern in jedem Fall Rat von einem Spezialisten einholen sollten, wenn das Kind mit etwa fünf Jahren immer noch mit deutlichen Stotterproblemen zu kämpfen hat.

Die Sprachentwicklung des Kindes konstruktiv fördern

Vorleben ist generell die beste Möglichkeit, um die Sprachentwicklung des Kindes zu fördern. Dies bedeutet konkret: Lies deinem Kind Geschichten vor, beziehe es in Gespräche mit ein und rede so viel wie möglich mit ihm. Jedes Kind hat Freude daran, die Möglichkeiten der Sprache zu entdecken. Es wird immer selbstständiger und mutiger beim Nachahmen werden, je mehr Worte es hören und erleben darf. Bei Kinderliedern und Reimen werden Kinder ein Gespür für die sprachliche Melodie entwickeln. Ganz wichtig: Kritisiere und korrigiere dein Kind nicht immer sofort, wenn es beispielsweise einmal ein Wort falsch sagt. Letztlich wirkt dies frustrierend auf das Kind und destruktiv auf seine Sprachentwicklung. Ermutige stattdessen deinen Sprössling und vertraue darauf, dass ihm nach und nach die richtige Aussprache ganz automatisch gelingen wird. 

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