Wann sollte ein Kind laufen können und wie können Eltern diesen Lernprozess unterstützen? Sind Lauflernhilfen nützlich oder schaden sie sogar? Unser Blogbeitrag versucht, dir auf diese Fragen eine Antwort zu geben.
Der richtige Zeitpunkt
Die meisten Kinder beginnen kurz vor oder kurz nach dem ersten Geburtstag zu laufen. Nach statistischen Erhebungen verfügen 90% der Kinder mit 15 Monaten über diese Fähigkeit, es gibt aber erhebliche Abweichungen. Einige Kinder beginnen bereits mit acht Monaten zu laufen, sie überspringen meist die Krabbelphase. Andere krabbeln mit großem Tempo durch die ganze Wohnung, machen aber erst im Alter von 18 bis 20 Monaten die ersten zaghaften Schritte. Beides ist völlig normal und bedarf keiner Rücksprache mit dem Kinderarzt. Du kannst den physiologischen Prozess des Laufenlernens nicht wirklich beschleunigen, dein Kind wird von selbst damit beginnen, wenn es alle körperlichen Voraussetzungen erfüllt.
Die körperlichen Voraussetzungen
Damit dein Baby zum ersten Mal auf seinen eigenen Füßchen stehen kann, braucht es kräftige Muskeln, feste Knochen und stabile Gelenke. Auch die Verbindungen zwischen dem kindlichen Gehirn und den Nervenenden in Beinen und Füßen müssen reif genug sein. Sie werden benötigt, um das Gleichgewicht zu halten, aber auch, um die Bewegung der Beine und Füße zu koordinieren. Hält man sich vor Augen, dass der Fuß aus 120 Sehnen und Bändern, 20 Muskeln und 26 Knochen, die mit 33 Gelenken verbunden sind, besteht, kann man sich vorstellen, dass Laufen ein sehr komplexer Vorgang ist. Dabei dauert es nur rund acht bis zehn Wochen von den ersten unbeholfenen Schritten bis zum sicheren Gang, eine erstaunliche Leistung.
Fünf Tipps, um die motorische Entwicklung deines Babys zu fördern
Wann sich die einzelnen Fähigkeiten deines Babys entwickeln, ist überwiegend genetisch bedingt. Manche Kinder entwickeln frühzeitig motorische Fähigkeiten* und lernen später sprechen, bei anderen ist es genau umgekehrt. Doch das bedeutet nicht, dass du den Lernprozess nicht unterstützen kannst.
Hier sind fünf Tipps, wie du dein Baby behutsam fördern kannst:
- Gönne deinem Kind seinen Freiraum und gestatte ihm, seine neu erworbenen Fähigkeiten auszuprobieren. Verzichte am besten auf die Babywippe und lass dein Kind krabbelnd seine Umwelt erkunden.
- Gestalte deine Wohnung kindersicher. Dein Baby wird sich an allen Gegenständen hochziehen wollen, also auch am Zipfel der Tischdecke. Verzichte auf herabhängende Decken – kipplige Möbel sind ebenfalls eine Gefahr. Polstere Ecken an Möbelstücken ab und sichere freiliegende Kabel und Steckdosen. Beseitige Stolperfallen wie lose Teppichkanten und sorge dafür, dass sich dein Kind die Fingerchen nicht an Zimmer- oder Schranktüren einklemmen kann.
- Ist dein Fußboden warm genug, lass dein Kind so oft wie möglich barfuß laufen. Hat der Fuß Kontakt zum Boden, fällt es leichter, das Gleichgewicht zu halten. Stoppersocken sind ebenfalls eine gute Alternative. Orthopäden empfehlen Babyschuhe erst, wenn das Kind relativ sicher laufen kann.
- Die ersten Schritte enden meist mit einem Plumps auf den Po. Tröste dein Kind, aber ermutige es auch für den nächsten Versuch. Lobe deinen Sonnenschein ausgiebig, denn bereits kleine Kinder freuen sich über Anerkennung.
- Lass dein Kind seinen eigenen Rhythmus finden, es weiß genau, was es seinem Körper abverlangen kann. Es wird eine Pause einlegen, wenn es müde ist. Auch wenn es sich nach einigen Gehversuchen wieder auf Händen und Knien vorwärtsbewegt, ist das in Ordnung. Am nächsten Tag wird es sicher neue Laufversuche starten.
Lauflernhilfen – pro oder kontra
Der Handel bietet zahlreiche Lauflernhilfen für Kinder im Alter von acht bis 15 Monaten unter dem Namen Babywalker oder Gehfrei an. Die Geräte sind mit Rollen und einem Sitz, oft auch mit einem zusätzlichen Spieltisch ausgestattet. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V. Bonn hat sich bereits 2014 mit diesen Produkten beschäftigt und stellte fest, dass sich pro Jahr circa 6000 Kinder bei einem Unfall mit einer Lauflernhilfe verletzen. Die Gründe dafür liegen in der hohen Geschwindigkeit, die bis zu zehn Kilometer pro Stunde betragen kann. Auch Stürze über Türschwellen oder Treppen kamen vor und nicht zuletzt können Kinder gefährliche Bereiche, zum Beispiel den Küchenherd, erreichen. Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt auf dem Portal „Kinder- & Jugendärzte im Netz“ vor schweren Unfällen mit Lauflernhilfen.
Etwas anders sind Lauflernwagen, die die Kinder vor sich herschieben können, zu bewerten. Auch sie eignen sich nach Aussagen von Physiotherapeuten nicht zum Laufenlernen, da die Haltung am Wagen eine völlig andere ist als beim freien Gehen. Kann dein Kind jedoch bereits sicher laufen, sind diese Wagen ein interessantes Spielzeug, ebenso wie Figuren zum Ziehen oder Schieben. Ausgewählte Lauflernhilfen, die die Motorik* deines Kindes fördern, findest du auch hier bei kidsroom.de.
Der erste Schuhkauf
Kann dein Kind bereits kurze Strecken laufen, wird es Zeit für die ersten Schuhe. Ging man noch vor einigen Jahren davon aus, dass die Schuhe möglichst stabil sein sollten, um das Fußgelenk zu stützen, wird heute vor allem Wert auf eine biegsame Sohle gelegt. Diese ermöglicht ein Abrollen des Fußes wie beim Barfußlaufen. Viele Fachgeschäfte vermessen die kleinen Füße und garantieren so eine optimale Passform. Diesen Service solltest du auf jeden Fall nutzen. Ist das nicht möglich, fertigst du eine Schablone des Babyfüßchens an. Der Schuh sollte mindestens 12 Millimeter und maximal 17 Millimeter größer sein als der Fuß.
Sicher erinnerst du dich beim Lesen unseres Blogs an die ersten Schritte deines Kindes. Teile deine Erfahrungen und Erlebnisse mit uns und mit anderen Eltern, wir freuen uns auf deine Meinung.