Nicht jedes Ziehen ist gleich eine Wehe
Je näher der Geburtstermin rückt, desto mehr steigt auch die Spannung. Kein Wunder, kann es doch jeden Tag so weit sein, dass der kleine Erdenbürger auf die Welt kommt. Gerade beim ersten Kind ist alles besonders aufregend und ungewohnt. Frauen wissen noch nicht, wie ihr Körper in bestimmten Situationen reagiert und wie sie die Vorgänge in ihm deuten sollen. So wird gerade in der letzten Phase der Schwangerschaft auf jedes Anzeichen für einsetzende Wehen geachtet und ein jedes Ziehen und Zwicken oft als Wehe gedeutet. So geht es auch Klara, die gerade in der 37. Schwangerschaftswoche ist und bereits sehnsüchtig auf die Geburt ihrer kleinen Marie wartet. Da es für Klara die erste Schwangerschaft ist, ist sie auch dementsprechend aufgeregt und bemüht, alles hundertprozentig richtig zu machen. Im Moment möchte sie vor allem erfahren, woran sie das Einsetzen der ersten Wehen erkennen kann.
Senkwehen – die Wehen vor den echten Wehen
Gegen Ende der Schwangerschaft steigt die Anspannung kontinuierlich und jedes Zwicken im Bauch wird unverzüglich hinterfragt: Sind das nun schon die Wehen? Stimmt etwas vielleicht nicht? So geht es auch Klara, die von Tag zu Tag nervöser wird. Daher beschließt sie, grundlegende Informationen einzuholen, um die letzten Tage ihrer Schwangerschaft so entspannt und ruhig wie möglich verbringen zu können.
Bei jenem ominösen Zwicken und Zwacken, das die meisten Frauen ab der 37. Schwangerschaftswoche spüren, handelt es sich um die sogenannten Vor- oder Senkwehen. Diese sind vor allem im Rücken zu spüren und zeigen sich im Unterleib meist lediglich als Verhärtung. Obwohl diese Kontraktionen bereits als Wehen bezeichnet werden, leiten sie die Geburt noch nicht direkt ein. Sie dienen vielmehr als Vorbereitung auf diese und sind eine Art Training der Gebärmutter. Zugleich wird das Baby in die richtige Geburtsposition gebracht und der Gebärmutterhals im unteren Abschnitt gedehnt. Diese Veränderungen haben auch einen angenehmen Nebeneffekt für die Mutter: Das Zwerchfell wird gelockert, wodurch sie wieder etwas leichter atmen kann.
So unterscheiden sich unechte von echten Wehen
Senkwehen werden auch als unechte Wehen bezeichnet. Sie unterscheiden sich in einigen Punkten von echten Wehen. Auf folgende Arten kannst du feststellen, ob es sich um unechte oder echte Wehen handelt:
- Bei Senkwehen hat sich der Muttermund noch nicht geweitet. Ob dies der Fall ist, kann eine Hebamme oder ein Arzt in einer Untersuchung herausfinden.
- Unechte Wehen treten in unregelmäßigen Abständen auf und werden auch nicht laufend stärker. Echte Wehen kommen hingegen in regelmäßigen, immer kürzer werdenden Abständen und werden auch zunehmend heftiger.
- Senkwehen machen sich hauptsächlich durch Rückenschmerzen bemerkbar.
- Der Körper reagiert bei beiden Wehenarten unterschiedlich auf Wärme: So lindert ein warmes Bad Senkwehen, während es echte Wehen verstärkt.
Nachdem Klara nun all diese Informationen hat, fühlt sie sich deutlich ruhiger. Sie weiß jetzt, dass die Geburt erst dann bevorsteht, wenn die Wehen in regelmäßigen Abständen kommen. Ganz wichtig: Solltest du dir nicht sicher sein, ob es sich bei deinen Wehen um Senkwehen oder doch echte Wehen handelt, zögere bitte nicht und kontaktiere deine Hebamme oder deinen Arzt. Hab keine Scheu, auch zu ungewöhnlichen Zeiten anzurufen – es gehört zum Berufsethos der Hebammen, in diesen Momenten für dich da zu sein.
Das läuft bei Wehen im Körper ab
Bei Wehen handelt es sich um eine rhythmische Anspannung der Gebärmuttermuskulatur, die in deren oberem Bereich beginnt und sich wie eine Welle bis zum Muttermund hin ausbreitet. Den Höhepunkt einer jeden Wehe bildet die Anspannung der gesamten Gebärmuttermuskulatur. Auf diese folgt die Entspannung der Muskeln, mit der die Wehe wieder abebbt. Diese Entspannung erfolgt in umgekehrter Richtung, also von unten nach oben. Die Wände der Gebärmuttermuskulatur werden dabei im unteren Teil immer dünner und die Muskulatur verlagert ihre ganze Kraft sozusagen in den oberen Bereich. Von dort aus schiebt sie das Baby später nach unten.
Wie sich dieser Vorgang nun tatsächlich anfühlt, ist natürlich von Frau zu Frau unterschiedlich. Während die eine das Gefühl hat, ihr Bauch würde zusammengedrückt werden, spürt die andere ein Drücken und Ziehen im Rücken. Die ersten Wehen, die etwa in einem Abstand von 20 Minuten auftreten, werden jedoch von vielen Frauen mit Menstruationskrämpfen verglichen.
So erkennst du echte Wehen
Neben den bereits erwähnten Unterschieden zwischen unechten und echten Wehen gibt es einige weitere Anzeichen, anhand derer du erkennen kannst, dass die echten Wehen in Kürze einsetzen werden:
- Du kannst plötzlich leichter atmen. Dies liegt daran, dass sich dein Baby bereits in seine Geburtsposition begeben hat und dein Zwerchfell dadurch entlastet ist.
- Du musst häufiger zur Toilette gehen. Auch das liegt an der veränderten Position deines Babys.
- Du hast vermehrt vaginalen Ausfluss, der auch bräunlich oder blutig sein kann.
- Eventuell hast du flüssigen Stuhlgang.
- Deine Vorwehen werden immer stärker.
So verhältst du dich richtig, wenn die Wehen einsetzen
Wenn die echten Wehen einsetzen, geht es bald mit der Geburt los. Ganz wichtig: Bleibe ruhig und versuche, dich zu entspannen. In der ersten Phase, in der die Wehen in Abständen von etwa 20 Minuten kommen, kannst du auch noch zu Hause bleiben und versuchen, dort zur Ruhe zu kommen. Tue alles, was dir Erleichterung bringt. So kannst du beispielsweise eine Folge deiner Lieblingsserie ansehen, ein Bad nehmen, duschen, dich hinlegen oder ein wenig herumgehen. Trinke viel und iss ruhig, wenn du Appetit hast. Kommen die Wehen schließlich in Abständen von etwa 10 Minuten, ist es an der Zeit, sich auf den Weg ins Krankenhaus zu begeben. Beträgt der Abstand zwischen den einzelnen Wehen nur noch 5 Minuten, stehst du unmittelbar vor der Geburt.
Rundum informiert und gut beraten fühlt sich auch Klara wieder wesentlich entspannter. Da sie die Vorgänge in ihrem Körper nun besser versteht, kann sie der Geburt ihrer kleinen Marie nun gelassener entgegenblicken.